Wer war Schwester Maria Euthymia?
Kindheit in Halverde
Am 8. April 1914 wird Emma Üffing in Halverde (Kreis Tecklenburg, heute Kreis Steinfurt) geboren und am gleichen Tag getauft. Ihre Eltern sind Bauern. Ihr Vater August Üffing (1869-1932) stammt aus Hopsten; in zweiter Ehe ist er mit Maria Schmitt (1878-1975) verheiratet. Emma ist das fünfte von sieben Kindern.
Im Alter von 18 Monaten erkrankt sie an Rachitis. Diese Krankheit hat Folgen für ihr ganzes Leben: Ihre körperliche Entwicklung verzögert sich, sie bleibt schwächlich, kann schlecht laufen. Das linke Augenlid hängt etwas herunter. Als Erwachsene ist sie nur 1,56 Meter groß.
Die Schule ist kein „Zuckerschlecken“ für Emma: Sie muss sich anstrengen, das Lernen fällt ihr nicht leicht. Was anderen zufällt, muss sie sich mühsam erarbeiten. Dennoch: Ihre Noten sind durchweg gut bis sehr gut. Nur das Singen ist „kaum genügend“.
Schon früh fällt Emma ihrer Familie und den anderen Bewohnern von Halverde durch ihre tiefe Frömmigkeit auf. Bald wird sie „Üffings Nönneken“ (Üffings Nonne) genannt.
Emma hilft in der Küche und auf dem elterlichen Hof. Arbeiten nimmt sie gern anderen ab: «Dat kann ick wuoll!».
Nach der Schulzeit bleibt sie zunächst noch drei Jahre zu Hause. Bereits mit 14 Jahren will sie Ordensschwester werden; sie ist traurig, als ihre Mutter sagt, daß sie für diese Entscheidung noch zu jung ist.
Im November kommt Emma Üffing an das St.-Anna-Hospital in Hopsten. Dort arbeitet sie zunächst sechs Monate im Haus und auf dem Geflügelhof, anschließend ein Jahr als Lernköchin. In dem Krankenhaus lernt sie die Clemensschwestern kennen; die Oberin Schwester Euthymia Linnenkemper wird für sie zum Vorbild. „Sie war fleißig, brav und ehrlich“, urteilt die Oberin zum Abschied im Mai 1933. Eine Mitschülerin sagt später: „Keine Arbeit war Emma Üffing zu klein oder zu gering. Von allen im Haus wurde sie geschätzt und geachtet.“ – Ihre Liebe zum Ordensleben ist geweckt…
Ihr Leben im Dienst
1934 trat sie in den Orden der Clemensschwestern in Münster ein und erhielt den Namen Euthymia. Dort machte sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Diesen Beruf übte sie ab 1936 in Dinslaken aus. Während des Krieges pflegte sie die ansteckend kranken Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. Diese nannten sie «Engel der Liebe». 1948 kehrte sie nach Münster zurück und übernahm die Leitung der Wäscherei des Mutterhauses und der Raphaelsklinik. Trotz der vielen Arbeit blieb sie die freundliche Schwester, die für jeden ein Lächeln und ein gutes Wort hatte und allen half, die sie um Hilfe baten. Euthymia verbrachte viel Zeit im Gebet. 1955 starb sie an den Folgen eines Krebsleidens. – Seit ihrem Tod bitten Menschen um ihre Fürsprache bei Gott. Schwester Euthymia wurde am 7. Oktober 2001 selig gesprochen.
Es ist nicht das „Was“, das ihr Leben geprägt hat. Nichts Außergewöhnliches findet sich in ihrem kurzen Lebenslauf. Es ist das „Wie“, das ihr Leben von dem anderer unterscheidet. Die Kriegsgefangenen in Dinslaken sagten: «Sie war so gut zu uns, wie eine Mutter.» Sichtbar werde an ihr die Kraft christlicher Versöhnung und christlicher Liebe über alle Grenzen und Schranken unter den Menschen hinweg, meinte der münsterische Bischof Reinhard Lettmann einmal. Eine tiefe Frömmigkeit prägte diese Frau; was sie im Gebet erfuhr, lebte sie: Güte, Milde, Liebe. Für andere ungeteilt da sein, sich selbst und sein Leben verschenken – das hatte sie im Gebet erfahren und sie verwirklichte es in ihrem Leben. Die Menschen, die mit ihr zu tun hatten, spürten dies.
«Der Herr soll mich brauchen, ein Sonnenstrahl zu sein, der alle Tage leuchtet, das möchte ich lernen»